CONTAINER SHORTAGE BLEIBT EIN PROBLEM
LOGISTIK LEIDET NOCH UNTER SPÄTFOLGEN DES ERSTEN LOCKDOWNS
Erst die Pandemie, dann die Havarie im Suezkanal: In den zurückliegenden zwölf Monaten konnten wir gleich zweimal eindrucksvoll erleben, dass auch etwas so Mächtiges, Allumfassendes wie der Welthandel durch unerwartete Irritationen aus dem Takt gebracht werden kann. Die Folge: Lieferungen verzögern sich, Containerschiffe stauen sich erst am Kanal, dann im Hafen oder LKWs an Zollstationen – die Bilder davon sind medienwirksam.
Als langfristige Herausforderung zeichnet sich zusätzlich eine andere ab: „Ein globales Problem, das meiner Meinung nach nicht so bald verschwinden wird, ist die Containerknappheit“, schätzt Jacques du Preez, General Manager bei HORTGRO, dem Verband der südafrikanischen Kern- und Steinobstproduzenten. Schließlich fehlen Container, die ungenutzt oder noch immer beladen an einem Ort festhängen, in anderen Regionen. Das weltweite Logistiknetz ist wie ein Symphoniekonzert, dessen Musiker erheblich aus dem Takt geraten sind – und die nun mühsam versuchen, während des Weiterspielens wieder zueinander zu finden. Anschaulich erklärt sind die Zusammenhänge in einem Online-Video des Logistikunternehmens Kühne + Nagel. Eine wesentliche Krux ist demnach: Durch die Lockdown-bedingten Transportbeschränkungen hingen Container zum Teil an Orten mit geringer Nachfrage fest. Andere wurden von den Reedereien an die Leasingfirmen zurückgegeben. In den Häfen wiederum arbeiteten die Belegschaften mit reduziertem Personalschlüssel – schließlich war während des Lockdowns zum einen weniger zu tun, zum anderen war jedes Unternehmen bemüht, Kosten zu minimieren.
Noch immer ist der Rückstau dieser Engpässe nicht aufgelöst. „Container Shortage“, eine Knappheit an Containern also, hemmt alle Teilnehmer entlang der Lieferkette. In Südafrika kommt ein weiteres Hindernis hinzu: „Die windbedingten Verzögerungen bleiben ein Problem“, so du Preez. Bei Windstille könne der Hafen von Kapstadt 16.000 Container pro Woche umschlagen, doch weil er Ende Februar wegen Winden von bis zu 90 Kilometern pro Stunde zwei Tage lang geschlossen werden musste, habe sich zum Teil eine bis zu achttägige Verspätung ergeben, meldet das Branchenportal Fresh Plaza. Trotzdem brauchen Fans von südafrikanischem Kern- und Steinobst, das in diesen Wochen Saison hat, keine Angst vor einer wirklichen Knappheit zu haben: Immerhin müssen die Schiffe vom Kap Richtung Europa nicht den Suezkanal durchqueren, so dass es zumindest im Zusammenhang mit der Havarie keine Schwierigkeiten gab.
Quellen:
Statement von Jacques du Preez, Hortgro
Bild: © Hafen Hamburg / Peter Glaubitt
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